„Ich kann nicht mehr! Diesen Schmerz muss ich loswerden! Aber wie?“
Menschen, die unter den Folgen eines Traumas leiden, sind sich oft gar nicht bewusst, dass das, was ihr Leben so schwer macht, tatsächlich eine Folge des Traumas ist. Man hat ein Burnout, Panikattacken oder Depressionen und denkt, man sei einfach krank. So wird man behandelt. Die Symptome bleiben oder verschlimmern sich sogar. Tiefe Verzweiflung und ein ständiger Kampf dominieren den Alltag.
Trauma erkennen: ein erster Schritt zur Heilung
„Trauma? Nein, ich habe kein Trauma. Nur ein bisschen zu viel Stress und Druck im Job, und privat läuft es gerade nicht so glatt. Deswegen geht es mir momentan so schlecht. Aber Trauma? Nein, das habe ich nicht.“
Das höre ich oft – und genau dieser Meinung war ich auch. Bis das Leben mich eines Besseren belehrt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wenn dir einmal bewusst wird, dass all das, was du fühlst, einen Sinn ergibt, wirst du vielleicht zuerst schlucken müssen. Danach wirst du eine Erleichterung spüren, weil du verstehst, dass du weder krank noch gestört bist. Dann beginnt der Heilungsprozess. Vielleicht wirst du dich dann fragen, so wie ich es damals tat: „Wo fange ich an?“
Man sieht viele Baustellen, hat aber kein Wissen und kein Werkzeug, um etwas zu reparieren. Viele Wege führen nach Rom – so ist es auch bei der Heilung seelischer Wunden.
Du als Mensch bist nicht nur dein rastloses Gehirn, das beruhigt werden soll, oder nur dein Körper, der im Fitnessstudio perfektioniert werden muss, damit du glücklich bist. Du hast auch eine Seele, die fühlt – und die du vielleicht nur noch als Schmerz wahrnimmst. Doch diesen Schmerz einfach loszulassen und damit ist alles gut? Nein, so einfach ist es nicht.
Der Heilungsprozess fordert viel mehr von dir. Er durchdringt jeden Bereich deines Lebens und jeden Aspekt deines Seins. Es ist ein tiefer, kräftezehrender Prozess, der dir am Ende so viel schenkt, dass du es dir nie hättest vorstellen können. Es schält eine Schicht nach der anderen ab, bis alle deine Masken gefallen sind und DU in deinem wahren, authentischen, starken, wohlwollenden Kern freistehst. Jeder einzelne Schritt auf diesem Weg lohnt sich!
Traumaheilung ist Persönlichkeitsentwicklung.
Heilung bedeutet, neue Erfahrungen zu machen, Neues zu lernen und sich darauf auszurichten. Lernen bedeutet, neue neuronale Netzwerke zu bilden und alte, schmerzbringende Netzwerke abzubauen. Unser Nervensystem wird umgebaut. Es entstehen Veränderungen in deinen Glaubenssätzen, Schutzmechanismen und Überzeugungen. Deine Wahrnehmung von dir selbst und der ganzen Welt verändert sich – fast alles verändert sich zum Guten.
Veränderung geschieht oft so langsam, dass wir sie gar nicht bemerken. Manchmal blitzen plötzlich Erkenntnisse auf, die uns Fortschritte zeigen. Es gibt aber auch Tage, an denen wir denken und fühlen, dass sich gar nichts verändert hat. Am Tag danach spürst du jedoch, dass du dich schon besser auffangen kannst und selbstbewusster weitergehst. So geht es ein Leben lang: Du wirst immer weiter lernen, immer mehr wachsen und immer zufriedener und erfüllter werden. Wie die Natur sind auch wir Menschen als Teil der Natur in ständiger Veränderung. Es ist an der Zeit, anzuerkennen, was ist, und die Veränderung herzlich willkommen zu heissen.
Und womit fängst du an?
Bevor du eine Therapie oder Beratung in Anspruch nimmst, kannst du dich darauf vorbereiten, indem du dir bestimmte Dinge bewusst machst. Es gibt feine, aber kraftvolle Gewürze für einen sanfteren Heilungsprozess:
- Innere Denkweise
- Äussere Bedingungen
1. Innere Denkweise
Menschen, die schon seit ihrer Kindheit seelische Wunden tragen und im Laufe des Lebens immer wieder in ihrem Schmerz bestätigt wurden, haben oft eine sehr harte bis zerstörerische Haltung sich selbst und manchmal auch ihrer Umgebung gegenüber entwickelt. Die Veränderung dieser Denkweise ist Teil des Heilungsprozesses und eine wichtige Voraussetzung, um diesen überhaupt möglich zu machen. Dazu gehört:
- Wohlwollen
- Selbstmitgefühl
- Eigenverantwortung
- Geduld und Entschleunigung

Wohlwollen – zu sich selbst und anderen
Wohlwollen erlebt man am besten, wenn man ein kleines Kind beim Laufenlernen beobachtet. Du siehst dieses kleine Wesen, das neugierig und mutig auf seinen wackeligen Beinen steht, versucht, einen Schritt zu machen, und schliesslich hinfällt. Du denkst in diesem Moment nicht, da bin ich mir sicher: „Wie ungeschickt und dumm dieses Kind ist, so etwas zu versuchen!“ Stattdessen breitet sich ein warmes, wolliges Gefühl in deinem Körper aus, dein Herz öffnet sich. Liebevoll wendest du dich dem Kind zu, unterstützt und ermutigst es, ohne zu urteilen.
Solange du dich selbst abwertest und verachtest, ist Heilung nicht möglich. Wohlwollen ist gewissermassen ein Antidot gegen Abwertung, Verachtung, Trennung und Spaltung – was auch die Hauptfolgen eines Traumas sind. Eine wohlwollende Haltung ist eine Brücke zur Selbstliebe. Mitgefühl für sich selbst heilt Überzeugungen wie „nicht gut genug“, „zu viel“ oder „falsch“ zu sein.
Wohlwollen bewusst wahrzunehmen und auszuleben, war für mich ein sehr befreiender Moment. Meine innere Härte gegen mich selbst hat sich aufgelöst; heute bin ich meine beste Freundin. Das Wissen, was Wohlwollen schafft (Verbindung, Vertrauen und Mitgefühl) und den guten Grund hinter den Handlungen anderer Menschen zu sehen, hat es mir ermöglicht, meine Position anderen gegenüber professionell verteidigen zu können, selbst bei Vorwürfen wie: „Du bist zu lieb.“ Nur diese eine Erkenntnis hat meinen Alltag viel leichter gemacht. Jeder Schritt lohnt sich …
Wohlwollen ermöglicht die Entstehung von Selbstmitgefühl.
Selbstmitgefühl
Wohlwollend zu sich selbst sein und den eigenen inneren Anteilen mit Wohlwollen zu begegnen, ist tief heilsam. Dem eigenen Schmerz mit einem wohlwollenden Blick zu begegnen, bedeutet, den Anteil, der diesen Schmerz in sich trägt (oft als das „innere Kind“ bezeichnet), liebevoll wahrzunehmen, anzuerkennen, zu trösten, in Verbundenheit zu gehen und zu integrieren.
Wenn es dir gelingt, Mitgefühl mit deinem inneren Kind zu haben – das damals nicht anders überleben konnte und immer noch den ganzen Schmerz in sich trägt, unter dem du heute noch leidest –, wird es dir viel leichter fallen zu heilen. Selbstmitgefühl können wir als Gegenmittel gegen den inneren Kritiker betrachten, der die Schritte zur Heilung sabotieren kann. Wohlwollend dem inneren kritisierten Kind gegenüberzustehen, während der innere Kritiker seine Rede hält, kann sehr befreiend sein.
Eigenverantwortung
In Momenten, in denen ein Trauma geschieht, erlebt man ein überwältigendes Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Man fühlt sich ausgeliefert, unfähig zu handeln, ein Opfer der Umstände. Unwillkürlich bleiben wir jahrelang in dieser Energie stecken.
Es ist unermesslich wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir zwar verletzt und belastet sind, seitdem jedoch Zeit vergangen ist und wir heute nicht mehr klein, abhängig und schwach sind. Eigenverantwortung bedeutet die bewusste Bereitschaft, die eigene Kraft und Fähigkeit zum Handeln zu nutzen, um dein Leben im Hier und Jetzt zu gestalten. Die Energie der Eigenverantwortung beflügelt das Gefühl von Selbstbestimmung und ermächtigt uns zur Selbstwirksamkeit. Sobald du diese Energie lebst, kommst du aus Ohnmacht und Starre heraus und wirst reichlich mit Lebendigkeit beschenkt.
Geduld und Entschleunigung
Für Betroffene kann der Heilungsprozess nie schnell genug gehen – am besten schon gestern. Man möchte diesen Schmerz einfach nicht mehr fühlen müssen, was absolut verständlich ist. Traumaheilung ist jedoch ein Prozess, bei dem unsere neuronalen Netzwerke neu aufgebaut und alte abgebaut werden müssen. Um neue Netzwerke zu bilden, braucht es Zeit und Geduld. Zeit, in der man sich selbst wohlwollend begegnet, ohne Druck und ohne den Wunsch, funktionieren oder zuerst für andere da sein zu müssen. Den eigenen Schatten der Vergangenheit zu begegnen, braucht einen gewissen inneren Raum und Kraft sowie eine klare Priorität in unserem Leben.
2. Äussere Bedingungen
Um den Weg der Heilung seelischer Wunden zu gehen, sind auch bestimmte äussere Bedingungen notwendig. Es ist eine gute Nachricht, dass diese während des Heilungsprozesses entstehen können:
- Sicherheit
- Verbundenheit
- Korrigierende Erfahrungen
Sicherheit
Sicherheit ist notwendig, um dich im Heilungsprozess fallen lassen zu können. Wenn du noch in einer Umgebung lebst, die für dich bedrohlich ist, wird es dir nicht möglich sein, diesen Prozess zu durchlaufen.
Verbundenheit
In einer Umgebung zu sein, in der sich wohlwollende Menschen um dich befinden, wo du dich gesehen, verstanden und so angenommen fühlst, wie du bist, ist heilsam. Heilungsprozesse finden in wohlwollenden Beziehungen statt, wo wir neue, korrigierende Erfahrungen machen können. Es ist wichtig, ein Netzwerk von Menschen zu haben, denen wir vertrauen können. Dabei ist es wichtig, dass deine Freunde oder dein Partner nicht die Rolle des Therapeuten übernehmen, denn das kann sehr belastend sein.
Verbundenheit ist der Schlüssel zur Heilung. Die meisten Traumata entstehen in Beziehungen, und nur in Beziehungen können sie auch geheilt werden. Nähe, Geborgenheit, Halt und Schutz sind unsere menschlichen Bedürfnisse. Sie müssen gestillt werden, um ein Leben lang psychisch und körperlich gesund zu bleiben. Wenn du dich verbunden fühlst, fühlst du dich sicher, und so bleibt auch dein Nervensystem im Gleichgewicht.
Korrigierende Erfahrungen
Das sind Erfahrungen, die meist zwischen Therapeutin und Klientin passieren. Sie entstehen in einem Raum, in dem der verletzte Mensch in seinem ganzen Schmerz, seiner Geschichte und seiner Sehnsucht gesehen und wohlwollend gehalten wird. In diesem Beziehungsraum ist es für Betroffene möglich, sich zu zeigen, Halt zu erfahren und zu lernen, sich selbst Halt zu geben. Hier werden neue Erfahrungen gemacht, dass du z. B. nicht „zu viel“ oder „eine Last“ bist.
Zwei wichtige Erkenntnisse für deine Heilungsreise:
- Vieles, worunter du heute leidest, sind normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse, die du in deiner Vergangenheit erlebt hast.
- Destruktive Muster in deinem Leben heute sind oft kreative Lösungsversuche für Probleme von damals.
Lass diese beiden Erkenntnisse bitte in dein Bewusstsein einsinken. Wenn du sie verinnerlichst, kannst du nicht anders, als mit dir selbst wohlwollend zu sein. So kann Magie geschehen. Du beginnst, auf dich selbst mitfühlend zu blicken und einzuwirken, kommst auf eine heilsame Art in Kontakt mit dir selbst, dein Nervensystem kann sich entspannen, deine Selbstachtung steigt, und deine Würde beginnt zu heilen
Nächste Schritte auf deinem Weg zur Heilung
Du hast den ersten Schritt gemacht, indem du diesen Artikel gelesen hast, und das ist bereits ein mutiger Anfang. Die Reise zur Heilung ist eine persönliche und oft herausfordernde Reise, aber du musst sie nicht allein gehen. Ich bin hier, um dich auf diesem Weg zu unterstützen.
Wenn du bereit bist, tiefer in die Arbeit an deinem Trauma einzutauchen, lade ich dich ein, mit mir in Kontakt zu treten. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie ich dir helfen kann, deinen eigenen, einzigartigen Heilungsweg zu finden und zu gehen.
Schritt für Schritt zu mehr innere Ruhe: Klicke auf den folgenden Link, um mehr über meine Angebote zu erfahren und wie ich dich auf deinem Weg begleiten kann. Dein neuer Anfang wartet auf dich.
Mit herzlichen Grüssen
Ljubinka